Lehmbau
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Funktion und Ästhetik

Eine Besondere Lernleisung
mit den Schwerpunkten Kunst / Biologie
von Milena Hajer

Inhalt

  1. Zusammenfassung
  2. Einleitung
  3. Lehmbau-Architektur in der Geschichte
    1. Allgemeines
    2. Lehmarchitektur im Jemen
    3. Lehmbauten in Nigeria
    4. Lehmhäuser in Deutschland
    5. Lehmbauten nach den Weltkriegen
    6. Lehmhäuser heute
  4. Lehm als Baustoff einiger Tierarten
    1. Allgemeines
    2. Termiten
    3. Wespen
  5. Lehm als Baustoff
    1. Allgemeines
    2. Zusammensetzung
    3. Eigenschaften des Lehms als Baumaterial
    4. Umweltfreundlichkeit von Lehm
      1. Allgemeines
      2. Recycling
  6. Lehmbauarten
    1. Allgemeines
    2. Stampflehmbau
    3. Leichtlehmbau
    4. Lehmsteinbau
  7. Planung und Modellbau eines Dreifamilienhauses aus Lehm
    1. Allgemeines
    2. Grundrisszeichnung
    3. Seitenansicht
    4. Modell aus Ton
  8. Ermöglichung von Kunstwerken durch ästhetische Gestaltung beim Bau
    1. Zweckbau und Kunst
    2. Gestaltungsmöglichkeiten beim Lehmbau
      1. Oberflächengestaltung
        1. Allgemeines
        2. Mosaike
        3. Reliefs
        4. Bemalung des Hauses
    3. Grüne Architektur
      1. Allgemeines
      2. Dachterrassen und Grasdächer
  9. Hundertwasser
    1. Architekturphilosophie
    2. Beispielprojekt
  10. Vergleich meines Projektes mit
    1. Historischen Bauten
    2. Heutigen Lehmhäusern
    3. Hundertwassers Werk
  11. Verwirklichung
  12. Abschließende Betrachtung
  13. Literaturverzeichnis
  14. Anhang
    1. Grundrisszeichnung
    2. Seitenansicht des Hauses
    3. Fotos des Modellhauses aus Lehm

Zusammenfassung

Je mehr unansehnliche Betonburgen entstehen und je mehr die Natur aus unseren Städten verdrängt wird, desto mehr müssen wir uns Gedanken machen wie wir unsere Wohnansprüche ästhetisch mit der Natur vereinigen können. In meinem Projekt beschäftige ich mich sowohl künstlerisch als auch technisch damit wie eine solche Vorstellung umzusetzen wäre. Im Mittelpunkt steht hierbei der Baustoff Lehm. Die verschiedenen Eigenschaften von Lehm prädestinieren ihn als Baustoff und ermöglichen darüber hinaus vielfältige künstlerische Gestaltungsperspektiven. Lehm hat bereits eine lange Geschichte in der Architektur in vielen Teilen der Welt, auch in der Tierwelt wird Lehm als Baumaterial benutzt.
Durch meine Recherchen habe ich erkannt, dass Lehm als Baumaterial sehr unterschätzt wird und wir unsere Natur unnötig mit Betonbauten zerstören. Heute sollte man bei der Planung zum Bau eines Eigenheims auch ein Lehmhaus in Betracht zu ziehen. Mein Projekt bezieht sich im theoretischen Teil auf die bautechnischen Möglichkeiten eines Lehmhauses und dessen ökologischen Vorzüge. In meinen Text erörtere ich, wie der Baustoff Lehm in der Vergangenheit benutzt wurde und welche Möglichkeiten sich heute auch in Verbindung mit neuen Materialien auftun. Ich habe recherchiert, welche Erfahrungen man über viele Jahre mit Lehm gemacht hat, ins Besondere betrachte ich die baubiologischen Vorteile und die witterungsbedingten Probleme. Im Laufe der Zeit wurden viele Techniken, die ich in meinem Projekt in Betracht ziehe, ausprobiert.
Im praktischen Teil meines Projektes beschäftige ich mich damit, ein ästhetisch gut aussehendes und funktionelles Dreifamilienhaus aus Lehm zu entwerfen. Auf der Grundlage von historischen und neuzeitlichen Lehmhäusern habe ich eine Grundrisszeichnung angefertigt, die die genaue Raumaufteilung und Einrichtungsvorschläge enthält. So ist ein Haus entstanden, von dem ich Zeichnungen der Seitenansichten anfertigen konnte. Anschließend habe ich ein Modelhaus aus Ton gebaut. Ich habe bei der Planung des Hauses nicht versucht ein Traumhaus zu erschaffen, sondern ich habe, soweit es mir möglich war, ein zu realisierendes Haus geplant, das sowohl funktionsfähig als auch ästhetisch hochwertig ist. Des Weiteren habe ich mich mit den gestalterischen Möglichkeiten von Lehm beschäftigt. Anders als andere Baustoffe bietet Lehm viele Möglichkeiten den Bau zu einen Kunstobjekt werden zu lassen. Ich habe verschiedene Techniken der Oberflächenbearbeitung und sonstige Gestaltungsmöglichkeiten des Hauses, wie z.B. Kratztechniken oder Reliefs erwogen. Neben der Modellierung von Lehm spielt auch die Bemalung, beziehungsweise der Schutz durch einen Anstrich eine wichtige Rolle.
Wenn man die Gestaltung eines Hauses plant, muss man auch die Begrünung mit einbeziehen. Diese „Grüne Architektur” hat durchaus auch künstlerischen Wert. Dachterrassen und Grassdächer sollen mein Projekthaus in die Natur einpassen.
Bei der Gestaltung habe ich mich von Friedensreich Hundertwasser inspirieren lassen. Hundertwasser hat in seinen Architekturen durch Farbe und Form Individualität und Phantasie ausgedrückt. Er hat der Natur und den Bedürfnissen des menschlichen Bewohners zu entsprechen versucht. Von seiner Philosophie und Einstellung habe ich mich bei der Planung meines Haus leiten lassen.
Während meiner Arbeit hat das Haus in meiner Vorstellung immer mehr und mehr Gestalt angenommen. Ich habe mir viele Beispiele aus der Vergangenheit und Gegenwart angesehen, habe die Architektur in meiner Umgebung genau betrachtet und somit viele Eindrücke in mein Projekt hineinfließen lassen. Hinzugekommen sind viele eigene Ideen, die das Projekt, das ich erarbeitet habe, entstehen ließen.

1. Einleitung

Wenn man ein so umfangreiches Projekt wie das oben skizzierte durchführen will, muss man persönlich sehr an dem Inhalt interessiert sein und es muss mehr als nur „ein Muss” dahinter stehen.
Bei der Auswahl meines Themas, Lehmbau - Funktion und Ästhetik, war für mich besonders die Vielfalt der zu bearbeitenden Aspekte verlockend. Informationen aus Geografie, Geschichte, Geologie, Bautechnik und nicht zuletzt Biologie und Kunst liefern Bausteine zu diesem Thema. Es hat sich herausgestellt, dass dieses Thema so viele Möglichkeiten eröffnet, dass ich bald mit der Notwendigkeit konfrontiert war, es wieder einzuschränken. Ich habe mich dabei von der Frage leiten lassen, welche Informationen für die konkrete Realisation meines Projektes als Anregung dienen können. Während der Arbeit bin ich auf interessante Aspekte gestoßen, die ich nicht weiter verfolgt habe um den Rahmen nicht zu sprengen.
Jedoch erscheint es mir, als ob ich trotzdem einen guten Einblick in das Thema gegeben habe. Mein Thema umfasst sowohl die gestalterischen Möglichkeiten des Lehmbaus als auch die technische Seite des Bauens mit Lehm. In ästhetischen Bereich habe ich mich mit der Gestaltung der Gesamtkonzeption und mit der Gestaltung der Details beschäftigt. Ich habe ein konkretes Haus beispielhaft geplant, als Modell gebaut und theoretisch besprochen.
Ich möchte meine Ideen als Vorschläge und Anregungen verstanden wissen. Das Haus, das ich erschaffen habe, entspricht meinen persönlichen Vorstellungen. Ich habe alles so entworfen, dass ich mich in einem so gestalteten Haus wohlfühlen würde.

2. Lehmbau-Architektur in der Geschichte

2.1 Allgemeines

Als die Menschen vor fast zehntausend Jahren die ersten Siedlungen errichteten, war die Lehmerde einer der ersten Baustoffe, die verwendet wurden. Heute noch lebt mehr als ein Drittel der Erdbevölkerung in Lehmbauten[1]. Besonders naturverbundene Völker haben gezeigt und zeigen immer noch, wie vielfältige Möglichkeiten es gibt Lehm im Hausbau einzusetzen. Lehm ist ein Baustoff, der wie kein anderes Baumaterial leicht zu beschaffen und zum Selbstbau geeignet ist. Zudem kann er im hohen Maße künstlerisch gestaltet werden. Lehm kann leicht plastisch modelliert werden, und auch eine Bemalung bietet sich an. Erfahrungen über den Baustoff wurden über Jahrhunderte gesammelt und erweitert. So ist es nur logisch, dass unser heutiger Lehmbau sich an der Geschichte orientiert. Es ist allerdings zu erwähnen, dass die Geschichte des Lehmbaus in Deutschland und besonders in Norddeutschland noch jung ist. Beispiele, die ich aus dem Jemen und Nordafrika heranziehe, sind keinesfalls geeignet, um in nördlicheren Regionen gebaut zu werden. Die Gründe dafür liegen sowohl in den Unterschieden der Klimazonen, als auch in den verschiedenen Wohnahnsrüchen der Bewohner. Doch, wenn die Lehmwände unseren Witterungsverhältnissen und die Qualität unseren Anforderungen angepasst werden, kann man sich doch ein Beispiel an der Konstruktion und Gestaltung nehmen. Geeigneter für eine Übernahme der Technik sind sowohl alte als auch moderne Lehmhäuser in Deutschland.

2.2 Lehmarchitektur im Jemen

2.2-1: Lehmbauten in Terim[2]
2.2-2: Typische Architektur Hadra-mauter Lehmbauten[5]
2.2-3: Jemenitisches Minarett in Saua[6]

Kulturzentren wie Rom, Athen oder Babylon sind bekannt für große architektonische Leistungen. Aber auch die Jemeniten bauen und bauten beeindruckende Baudenkmäler - und das aus Lehm. Als Weltstädte der Baukunst könnte man diese Städte fast bezeichnen, denn das, was dort aus eigenem Boden entsprungen ist, übertrifft alle Erwartungen und bringt Betrachter zum Staunen. Man findet Hochhäuser in der Wüste (Abb. 2.2-1), aus einer Zeit, als man in Amerika noch einstöckige Hütten aus Holz und Stroh baute[3]. Viele Siedlungen der Wüste bieten ein architektonisches Bild größter Fertigkeit und zeugen von einer sehr hoch entwickelten Baukunst (Abb. 2.2-2). Doch die Menschen, die in ihnen wohnen, stehen mit ihren Sitten und Gebräuchen häufig noch auf der Stufe des Mittelalters.
Die Grundformen der Häuser sind viele ineinander verschachtelte Quader. Flachdächer und Dachterrassen sind weitere Merkmale dieser Schachtelbauweise (Abb. 2.2-1). Die Skyline der Wohnblocks ist durch regelmäßige Formen, die durch ihre Einfachheit bestechen und eben dadurch eine große Wirkung haben, geprägt. Typisch sind vorspringende Zinnen, wuchtige Ecktürme und Torbögen und die Zusammenfassung eines ganzen Häuserkomplexes zu einer Festung. Solche Lehmhäuser werden schon seit ungefähr 9000 Jahren aus Lehm gebaut[4].
Der Bau eines solchen Hauses geschieht auf folgende Art: Wenn der Bauherr erst einmal seine Pläne entworfen hat und sie mit Handwerkern durchgesprochen hat, sucht er sich den Platz aus, an dem das neue Haus stehen soll. Das nötige Baumaterial ist billig. Entweder sucht man sich irgendwo im Wadi eine Stelle mit gutem Lehmboden, gräbt so tief, bis man auf Grundwasser trifft, das im Wadi in nicht allzu großer Tiefe vorhanden ist. Das Wasser wird abgeleitet und der feuchte Lehm mit etwas klein geschnittenem Maisstroh vermengt und von Menschen oder Tieren durchgetrampelt. Oder man macht es sich noch leichter, indem man einfach dort, wo das Haus stehen soll, den Lehmboden aussticht und in Gruben auf die gleiche Art bearbeitet. Die Ziegel, die man dann aus dieser Masse formt, werden nur an der Luft getrocknet und erhalten durch intensive Sonnenbestrahlung eine solche Härte, dass Bauten aus ihnen Jahrhunderte überdauern können. Dies hat man auch an ägyptischen und mesopotamischen Lehmbauten gesehen, die auf ähnliche Weise entstanden sind[7].
Wichtig für den Bau eines Hauses ist die Herstellung von zementartigem Kalk, mit dem man Dächer, Türen- und Fensterrahmen ornamental bemalt. Der abgebundene Kalk bietet den Lehmwänden einen ausgezeichneten Schutz vor der Witterung ohne die Wand zu versiegeln. Oft werden mit damit weiße Verzierungen auf die braune Lehmwand aufgetragen (Abb. 2.2-3).

2.3 Lehmbauten in Nigeria

2.3-1: Altstadt von Kano (Nigeria)[10]
2.3-2 Mit einfachen Mitteln wird eine stark dekorative Wirkung erzielt[11]
2.3-3[11]

In vielen Teilen Afrikas hat die Lehmbaukultur eine lange Geschichte und bestimmt noch heute das Bild des größten Teils der Städte und Dörfer. In Nigeria z.B. trifft man häufig auf traditionell gebaute Lehmhütten. In tropischen Regionen hat der seit Urzeiten anhaltende intensive Kontakt zum Boden das Wissen um dessen Gebrauch nicht nur beim Ackerbau, sondern auch beim Hausbau gefördert. Überall dort, wo Holz und Naturstein nicht vorhanden sind, wird auch heute noch ein großer Teil der Häuser aus ungebrannten oder aus leicht gebrannten Lehmziegeln errichtet. Viele dieser Behausungen sind keine technisch aufwendigen Bauten, aber manche der traditionellen Lehmbauten zeigen einen hohen Grad technischer Fertigkeit[8]. Man findet Häuser mit Lehmkuppeln oder Flachdächern von größter Stabilität vor.
Aber die Beziehung des Menschen zum Boden war nie nur auf den Nutzen für den Hausbau bezogen, sondern hatte auch stark mystische Elemente: „Die Erde als eines der Grundelemente neben Wasser, Luft, Feuer - die Erde, von der Mensch und Tier leben, die Erde, als Heimstatt für viele Geister und Götter, die Erde, durch deren Beben die Götter ihren Zorn verkünden”[9], machte die daraus gebauten Häuser zu Stätten, welche die Religiosität und die Kreativität der Bewohner widerspiegeln. Bei der Betrachtung dieser Häuser wird deutlich, dass sie nicht nur profane Zweckbauten sind. Diese Tatsache zeigt sich durch Farbe und Form, die von einfachen Mustern, über abstrakte Darstellungen, bis zu naturnahen Zeichnungen reichen. Die Außen- und Innenwände von Wohnhütten, Speichern und religiösen Einrichtungen sind reichhaltig verziert, so dass eine beeindruckende Wirkung entsteht. Kano,eine Stadt in Nordnigeria, zeigt neben einer geschlossenen Gesamtkonzeption eine Vielfalt an lebendigen Details durch ornamentalen Schmuck. Das Stadtbild weist verschachtelte ein- bis zweistöckige Gebäude in kubistischen und runden Grundstrukturen auf. Die Dächer sind hier ausnahmslos Flachdächer, deren Geländer teilweise mit Zinnen und Türmchen versehen sind (Abb. 2.3-1). Im Detail, und besonders bei Häusern wohlhabender Besitzer, sieht man reiche Dekors. Aber auch ärmere Häuser sind verziert. Wie in Abb. 2.3-2 zu sehen, wurde eine einfache, aber wirksame Form der Dekoration benutzt und die Fassade mit Kalk bemalt. Neben der Bemalung macht man sich auch die Möglichkeit der plastischen Bearbeitung des Baumaterials zunutze (Abb. 2.3-3). Wendet man sich nun den ländlicheren Gebieten zu, erkennt man ähnlich viel Phantasie und Mühe in der Gestaltung der Lehmhütten. Man sieht sowohl plastische als auch farbliche Gestaltungen, die zusammen mit Verwitterungsrissen, die mit der Zeit entstehen, interessante Strukturen der Fassaden ergeben. Manche Bewohner haben zusätzlich auch andere dekorative Gegenstände in die Architektur eingefügt. Naturgegenstände wie Steine und Muscheln, aber auch Gebrauchsgegenstände wie Teller verzieren die Wände zusätzlich.

2.4 Lehmhäuser in Deutschland

In vielen europäischen und außereuropäischen Ländern, z.B. in Russland (Wohnhäuser um 8000 v. Chr.[12]), in China (Teile der chinesische Mauer um 2000 v.Chr.[13]) oder in Mexiko (Sonnenpyamide um 300 n.Chr.[13]), hat der Lehmbau eine lange Tradition. Aber anders als in Frankreich, wo über die Technik des Lehmbaus schon 1790 ein Buch geschrieben wurde[13], ist die Lehmarchitektur in Deutschland noch relativ neu. Die wenigen Funde, die belegen, dass man Lehm als Baumaterial nutzte, stammen aus der Bronzezeit. Belegt ist auch, dass im 6. Jahrhundert v. Chr. bei den Befestigungsmauern der Heuneburg im Kreis Sigmaringen Lehmsteine vermauert wurden[14]. Üblicher hingegen, besonders im Mittelalter, war es Lehm in Verbindung mit anderen Materialien zu verwenden. Der Rohstoff wurde als Füllmaterial, als Bindemittel in Steinmauern oder als Bewurf benutzt[15]. Die Bauweise mit reinem Lehm war hingegen solange ungebräuchlich, bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts der französische Architekt Francois Cointeroux ein ins Deutsche übersetztes Buch über die Lehmbautradition in Frankreich schrieb[16]. In Deutschland bestand Interesse an den darin beschriebenen Bautechniken, doch blieb eine praktische Anwendung eher die Ausnahme. Eine der bekanntesten Regionen mit Lehmbauten aus dieser Zeit ist Weilburg an der Lahn. Hier stehen heute die meisten noch bewohnten Lehmhäuser Deutschlands. Begünstigt durch Holzmangel und die Initiative einiger Anwohner entstanden dort einige Pisè-Gebäude (auch Stampflehmhaus genannt, vgl. Kap. 5.2). Die Verbreitung blieb jedoch auf einige wenige Orte beschränkt; man bevorzugte in Deutschland immer das Bauen mit anderen Rohstoffen.

2.5 Lehmbauten nach den Weltkriegen

Nach dem ersten Weltkrieg wurde Lehm als Baumaterial erst richtig populär. In den Jahren 1919 bis 1922 entstanden in Deutschland mehrere tausend Lehmhäuser[17]. Aber erst nach dem zweiten Weltkrieg, angesichts des Mangels an Geld und Baumaterial und wegen der Kriegsschäden und der vielen Flüchtlinge, wird wieder auf Lehm als Baustoff zurückgegriffen. Besonders in der DDR wurde der Lehmbau von der Regierung gefördert. Der extreme Mangel an Baustoffen - es fehlten Ziegel, Beton, Stahl und Holz - förderte das Interesse der Behörden am Lehmbau. Dieser Grund für den vermehrten Lehmbau förderte das ohnehin schon schlechte Image von Lehm nicht. Ein Lehmhaus galt als Notlösung, Lehm war ein „armes” Baumaterial. Doch konnte man den Vorteil des Lehmbaus nicht verleugnen. Mit zunehmender Erfahrung und verbesserten Techniken wurde ein einfacherer und billigerer Lehmbau ermöglicht. Es wurden Fachkräfte ausgebildet und Sachverständige beauftragt. Doch blieb der schlechte Ruf von Lehm erhalten, so dass die Industrie sich auf andere Rohstoffe als Baumaterial konzentrieren konnte und somit der Lehmbau in Vergessenheit geriet.

2.6 Lehmhäuser heute

Seit Beginn der achtziger Jahre wird Lehm in Deutschland erneut als Baustoff verwendet[18]. Ein neues Interesse ist entstanden, und Möglichkeiten neuer Anwendungen und Produkte werden gesucht. Einer der zentralen Gründe für die erneute Popularität ist nun, dass Lehmbaustoffe als ökologisch hochwertig gelten. Es ist die Folge des seit einigen Jahren anhaltenden Trends zum ökologischen Bauen. Lehm weist Eigenschaften auf, die in dieser Hinsicht sowohl der Natur, als auch dem Menschen zugute kommen. Dazu zählt, dass Lehm die Feuchte reguliert, die Temperatur ausgleicht, energieunaufwendig zu gewinnen und umweltfreundlich zu entsorgen ist (vgl. Kap. 4).
Heute steht man wieder vor den alten Problemen wie einem Mangel an Erfahrung und an Fachkräften, eine starke entgegenwirkende Baubranche und geringes Vertrauen ist in diesen Rohstoff als Baumaterial. Doch, anders als noch vor wenigen Jahren, gibt es nun einen Markt für Lehm als Baustoff. Es existieren Baufirmen, die sich auf Lehm als Baumaterial spezialisiert haben. Auch gibt es mittlerweile Architekten und andere Fachkräfte, die umfassende Erfahrungen beim Lehmbau gesammelt haben und diese auch anbieten. Zudem gibt es zahlreiche Bücher, die Wissen publik machen und Selbstbauer anleiten.
Die Nutzung heutiger Technik ermöglicht den Bau von Häusern, die sich optisch, in den statischen Möglichkeiten und in der Bautechnik (Isolierung, Deckenkonstruktion und Wasser-, Strom- und Heizanschlüssen) erheblich von den historischen Beispielen unterscheiden. In Verbindung mit neuzeitlichen Materialien entstehen moderne Häuser, die die Konkurrenz herkömmlicher Steinhäuser nicht fürchten müssen.

3. Lehm als Baustoff einiger Tierarten

3.1 Allgemeines

Nicht nur bei unseren Vorfahren war Lehm ein beliebter Baustoff, auch die Tierwelt weiß Lehm für ihre Zwecke zu verwenden. Das wohl bekannteste Beispiel unter den Tieren, die Lehm für ihre Bauten verwenden, ist die Termite. Ein anderes Beispiel, das ich aufführen werde, ist das der Wespe.

3.2 Termiten

3.2-1: 5 m hohe Termitenburg[19]

Termiten bauen im Verhältnis zu ihrer Größe atemberaubend hohe Festungen aus Lehm. Allerdings tut das nur ein kleiner Teil aller Termiten. Nur die bemerkenswert soziale Lebensweise der höheren Termiten erlaubt es ihnen so komplizierte Nester zu bauen, von denen manche bis zu 8 Meter hoch sind (Abb. 3.2-1). Termiten bauen je nach Gegend die Nester aus Erde, Lehm oder Sand. Die Termitenart Apicotermes baut aus Lehm fußballgroße Nester unter der Erdoberfläche. Der Innenraum ist durch Zwischenböden in mehrere Stockwerke unterteilt, die durch Rampen und Wendeltreppen miteinander verbunden werden. Ringkanäle und ein Netzwerk von feinen Poren in den Außenwänden sorgen für Belüftung[20]. Eine andere Variante zeigt die Procubitermes arboricola. Um ihr Nest vor dem Tropenregen zu schützen, baut sie es direkt an einen Baumstamm und klebt über dem Nest an den Stamm fingerdicke Erdwülste, die wie Fischgräten von einer Mittelachse links und rechts schräg nach unten weisen und so das Wasser seitwärts ableiten. Die gegen fünf Meter hohen Bauten haben 30 bis 60 Zentimeter dicke Mauern, die so hart wie Zement sind. Durch den Lehm können die Termitenbauten, auch bei großen Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit, konstante Verhältnisse innerhalb des Baus halten[21]. Ein Großteil des Baus liegt häufig bis zu einem Meter unter der Erde. In diesen großen Kellergewölben ragt ein Wald kräftiger Säulen, der das Fundament für das darüber liegende Nest trägt, empor.
Termiten bauen monumentale Wohnburgen mit raffinierter Klimatechnik, die menschliche Ingenieurkunst bescheiden erscheinen lässt. Durch die Verwendung von Lehm ist ein starkes Röhrensystem für die Sauerstoffversorgung möglich. Damit die Luft trotz starker Schwankungen der Außentemperatur Tag und Nacht konstant kühl bleibt, sind Arbeiter pausenlos damit beschäftigt, einen Teil der Belüftungsröhren mit Baumaterial zu verschließen oder wieder zu öffnen[22].
In Nigeria haben Forscher sogar Wohntürme von kriegerischen Großtermiten entdeckt, die im Kellergewölbe eine seltsame Lehmkonstruktion installiert haben: Um eine zentrale Stützsäule hängt von der Decke ein spiralförmig nach außen verlaufender hauchdünner und bis zu 15 Zentimeter langer Vorhang aus getrocknetem Lehm. Die Biologen vermuten, dies sei eine zusätzliche Klimaanlage[23].

3.3 Wespen

3.3-1: Lehmnest der Pillenwespe[24]
3.3-2: Wespennester in Lehmwänden[27]
3.3-3[27]

Die über 80 000 Wespenarten haben alle ihre eigene Art und Weise sich ihre Nester zu bauen. Dabei verwenden sie fast jedes Material, das man sich vorstellen kann. Es reicht von Tierhaaren bis zu Pflanzenfasern. Einige Wespenarten, darunter die Grabwespen (Sphecidae) und die Familie der Lehmwespen (Eumeninae), benutzen Lehm für ihre Nestkammern.
Die Pillenwespe von der Familie der Lehmwespen errichtet sehr kunstvolle Urnen aus Lehm, die an Pflanzenstängeln angebracht werden (Abb.3.3-1). Den feuchten Lehm schaffen die Tiere fliegend in Form kleiner Kügelchen herbei. Daraufhin verstreichen sie ihn mit den Kiefern zu einer dünnen Wand. Das fertige Nest besteht aus einer Kugel mit aufgesetztem Hals und gleicht einem winzigen Krug. Es wird berichtet, dass derartige Pillenwespenbauten einst den Indianern als Vorbild für ihre Tonkrüge dienten[25].
Eine andere Art der Lehmwespen, die Gymnomerus laevipes, gräbt Lehm aus, um es zum Bauen zu verwenden. Sie rollt Kugeln aus feuchtem Lehm und transportiert sie zu ihrem Niststängel. Mit dem Lehm legt sie für jede Zelle einen Innenputz an, so dass die Zellen Doppelwände aufweisen: eine innere Schicht aus Lehm und eine zweite aus Mark. Diese Lehmwespe hat im Verlauf der Evolution wohl zunächst ihre Lehmnester im Freien gebaut, bis sie feststellte, dass ein Nest in einem hohlen Stängel weniger Arbeit für die Außenwand erfordert[26].
Andere Wespenarten graben ihre Nester in Lehmwände (Abb. 3.3-2). Sie bauen ein Tunnelsystem und Kammern zum Brüten und für Vorräte. Eindrucksvoller sehen die Bauten einer anderen Gattung aus. Auch sie graben ihre Brutgänge in die Lehmwand, doch verwenden sie den ausgegrabenen Lehm. Mit Hilfe ihres Speichels können sie einen stabilen Vorbau bauen, der wie ein Schlauch aus der Lehmwand hervorkommt und als Eingang dient (Abb. 3.3-3).
Wenn diese Tiere, die die am höchsten entwickelten Bauten der Tierwelt bauen, Lehm als Material benutzen, sollten wir Menschen uns fragen, ob es nicht nahe liegend ist, dass auch wir Häuser aus Lehm bauen.
Es fällt auf, dass Termitenbauten nicht schon bei dem kleinsten Regen weggewaschen werden und auch die Bauten der Wespen bleiben länger als nur bis zum nächsten Regen bestehen. Es ist somit anzunehmen, dass diese Tiere nicht den ursprünglichen Lehm verwenden, sondern ihn mit Zusätzen versehen, die den Lehm witterungsbeständiger machen. Ich denke es lohnt sich, dies zu erforschen um dann eine nachempfundene Substanz unseren Baulehm beizumengen. Hierzu wären allerdings umfangreiche Forschungen nötig. Zumindest habe ich keine Literatur zu diesem Thema gefunden.

4. Lehm als Baustoff

4.1 Allgemeines

Lehmbau ist das Bauen mit Lehmbaustoffen in tragender und nicht tragender Anwendung. Das heißt es können sowohl Außenwände, die weitere Stockwerke und Dachkonstruktionen aushalten müssen, als auch Innenwände, die nicht belastet werden, aus reinem oder gemischtem Lehm gebaut werden. Nicht als Lehmbau hingegen gelten Fachwerkbauten, die lediglich mit Lehm ausgefacht werden.
Das Know-how des Gebrauchs von Lehm als Baustoff existiert zwar schon so lange wie sonst von keinem anderen Baustoff, aber gleichzeitig ist das moderne Bauen mit Lehm ein neues Gebiet, auf dem altes Wissen z. T. wieder entdeckt und in Kombination mit modernen Materialien erst einmal angesammelt werden muss. Somit ist Lehm der älteste Baustoff und gleichzeitig der modernste. Im heutigen Lehmbau kann man sich auf lang bewährtes Wissen der Eigenschaften von Lehm stützen, aber auch neue technische Möglichkeiten, die erst seit der Moderne existieren, im Lehmbau einsetzen.
Da die Zusammensetzung von Lehm regional und örtlich variiert, bezeichnet man Lehm als nicht genormten Baustoff. Durch Abweichungen in der Zusammensetzung zeigt Lehm verschiedene Eigenschaften und verhält sich demnach auch anders. Dass heißt, dass keine exakten Verarbeitungsanweisungen für Lehm gegeben werden können. Bei jedem Hausbau, und möglicherweise auch während des Baus muss immer wieder geprüft werden, ob der Lehm auch geeignete Materialeigenschaften aufweist, oder ob er noch durch Zusätze verändert werden muss.

4.2 Zusammensetzung

Lehm ist ein Verwitterungsprodukt aus der Gesteinsschicht unserer Erde[28]. Die Verwitterung erfolgt hauptsächlich durch mechanische Zerstörung des Gesteins, durch Bewegung von Gletschern, Wasserläufen und Wind oder durch Temperaturschwankungen, die das Gestein sprengen. Auch chemische Reaktionen tragen zur Zersetzung bei.
Lehm setzt sich aus Ton, Sand und Schluff[29] zusammen. Der Sand kann die unterschiedlichsten Korngrößen haben, die von 0,002 mm bis zu einer Größe von Feldsteinen reichen[30]. Der Lehm kann Sand gleicher Korngröße oder auch verschiedener Größen enthalten. Der Lehm ist am stabilsten und damit auch zum Bauen am besten geeignet, wenn das Korngerüst von gleicher Größe ist, da dann kaum Zwischenräume entstehen, die das Gerüst schwächen würden. Außerdem ist zu beachten, dass es runde Körnungen gibt, aber auch scharfkantige. Sand mit vielen unregelmäßig, spitzen Körnern kann sich mit Hilfe des Tons besser in einander verhaken.
Auch Ton, genauer Tonminerale, können verschiedene Eigenschaften haben. Es gibt ein- und mehrschichtige Tonminerale, wobei mehrschichtige auch mehr Wasser halten können als einschichtige. Ton wirkt wie Klebematerial, indem er sich um die einzelnen Sandkörnchen schießt und sie so zusammenklebt[31]. Die Stärke dieser Verbindung wird als Bindekraft bezeichnet. Nach ihrer Bindekraft werden Baulehme z.B. als „mager” oder „fett” bezeichnet, ab einer bestimmten Bindekraft als Ton[32]. Je nach dem welches der drei Bestandteile im Lehm vorwiegt, spricht man von einem tonigen, schluffigen oder sandigen Lehm[33].
Ein anderer Bestandteil im Lehm ist Wasser, das vom Lehm gebunden wird. Die Art und Menge des Wassers im Lehm bestimmen wesentlich seine Eigenschaft. Man unterscheidet drei Arten: Chemisch gebundenes Wasser, dass erst bei starker Erhitzung entweicht, Wasser, das an die Tonminerale gebunden ist und schon bei 105°C verdampft und Wasser, das in die mit Luft gefüllten Poren des Lehms durch Kapillarkräfte eindringt[34]. Dieses verschwindet schon beim einfachen Austrocknen des Lehms.
Auch organische Bestandteile können den Lehm verunreinigen. Bis zu einer Tiefe von 50 cm können Böden Pflanzenteile und Humus enthalten. Der im Bau zu verwendende Lehm sollte aus tiefer gelegenen Schichten kommen, um frei von organischen Bestandteilen zu sein.

4.3 Eigenschaften des Lehms als Baumaterial

Um Lehm im Bau richtig und erfolgreich einsetzen zu können muss man sich vorher mit den Materialeigenschaften auseinandergesetzt haben. Ein großes Problem dabei ist, dass der Lehm sich je nach Fundgrube und sogar innerhalb einer Lehmfundstelle unterscheidet. Doch die grundlegenden Materialeigenschaften sind in jedem Lehmvorkommen gleich. Sie ergeben Vor- und Nachteile beim Bau mit Lehm.
Aus seiner bequemen Verarbeitung mit Wasser ergibt sich nicht nur der größte Vorteil von Lehm, die vielfältige und plastische Bearbeitung, sondern auch sein größter Nachteil: Lehm bekommt beim Austrocknen Schwundrisse und ist sehr feuchtempfindlich, daher muss er gut geschützt werden. Das Schwinden kann durch Reduzierung des Wasser- sowie des Tonanteils und durch Optimierung der Kornzusammensetzung wesentlich verringert werden[35]. Die Feuchteempfindlichkeit kann durch andere Schutzmaßnahmen verringert werden. Im Allgemeinen ist es nicht notwendig die Wasserfestigkeit von Lehm durch Zusätze zu erhöhen[36]. Maßnahmen, die eine Sperrschicht gegen Bodenfeuchte, Dachüberstände, Verkleidungen, Putze oder Anstriche einschließen, sind allerdings notwendig, um eine Lehmwand vor der Witterung zu schützen. Geschieht dies nicht, zeigt sich die hohe Wasserlöslichkeit von Lehm. Diese wiederum hat den Vorteil, dass Lehm ein sehr naturnahes und umweltfreundliches Material ist. In Ländern, in denen ein großer Teil der Häuser Lehmhäuser sind, kann man beobachten wie ein vernachlässigtes Haus durch Wind und Regen langsam wieder im Boden verschwindet.
Auch wenn beim Trocknen des Lehms die Wasserlöslichkeit nicht verringert wird, verändert sich die Plastizität. Die Zunahme der Kohäsionskräfte bewirken eine starke Druck und Biegezugfestigkeit, der Lehm ist plastisch nicht mehr formbar.
Wichtig für die Wahl des Baustoffes ist der k-Wert, der Wärmedurchgangskoeffizient. Dieser gibt die wärmedämmende Fähigkeit des jeweiligen Materials wieder. Der k-Wert ist abhängig von der Wärmeleitzahl λ (W/ mK), von der Dicke und der Feuchtigkeit des Baumaterials[37]. Je kleiner die Wärmeleitzahl und daraus abgeleitet der k-Wert sind, desto besser kann eine Wand Wärme halten. Diese Speicherungsfähigkeit hängt von der Menge der Luft, die in der Wand vorhanden ist, ab. Das erklärt, warum man auch von der Rohdichte auf die wärmedämmende Eigenschaft eines Stoffes schließen kann. Je geringer die Rohdichte ist, desto mehr Luft ist in dem Material eingeschlossen. In der Tabelle 4.3-1 sind die Rohdichte und die Wärmeleitzahl verschiedener Lehmbaustoffe im Vergleich mit anderen üblichen Baumaterialen aufgestellt. Es ist zu beachten, dass ein erheblicher Unterschied zwischen den verschieden aufbereiteten Lehmen besteht. Verglichen mit Vollziegeln zeigt sich, dass Lehm und Ziegel eine annähernd gleiche Wärmedämmwirkung haben. Auch bei Beton spielt die Art des Betons eine große Rolle. So hat Normalbeton einen vergleichsweise hohen Wert, während Porenbeton eine erheblich niedrigere Wärmeleitzahl aufweist. Von den aufgeführten Stoffen haben Holz, Porenbeton und Leichtlehm einen günstigen Wert.

Material Rohdichte ρ [kg/m3] Wärmeleitzahl λ [W/mK]
Massivlehm, Lehmförmlinge 1800 - 2000 0,95 - 1,20
Strohlehm 1400 - 1600 0,60 - 0,80
Leichtlehm 800 - 1200 0,30 - 0,50
Vollziegel, Hochlochziegel 1200 - 2000 0,50 - 0,95
Normalbeton 2200 - 2400 1,60 - 2,10
Dampfgehärteter Porenbeton 400 - 800 0,14 - 0,23
Buche, Eiche 800 0,20

4.3-1: Bemessungswerte der Wärmeleitfähigkeit von Lehmbaustoffen und Vergleichsbaustoffen nach DIN V 4108- 4, Oktober 1998[38]

4.4 Umweltfreundlichkeit von Lehm

4.4.1 Allgemeines

Lehmbaustoffe gelten als ökologisch besonders wertvoll. In den meisten Teilen der Welt kann Lehm regional und naturverträglich gewonnen werden oder fällt beim Kelleraushub sogar als Abfall an. Dann kann Geld und Energie beim Transport gespart werden. Die Aufarbeitung zu einem hochwertigen Öko-Baustoff ist mit geringem Energieaufwand erreichbar. Lehm benötigt bei der Aufbereitung und Bearbeitung im Gegensatz zu anderen Baustoffen sehr wenig Energie. Er braucht nur etwa 1 % der Energie, die für die Herstellung von Mauerziegeln oder Stahlbeton notwendig ist[39]; somit trägt die Gewinnung des Baustoffes kaum zur Umweltbelastung bei. Auch die Entsorgung von Lehmbaustoffen ist völlig problemlos.
Daher glaube ich nicht zu übertreiben, wenn ich behaupte, dass Lehm das umweltfreundlichste Baumaterial unserer Zeit ist.

4.4.2 Recycling

Recycling, also eine Wiederaufbereitung von Lehm ist nicht nur möglich, sondern auch noch einfach und kostengünstig. In Ländern mit traditioneller Lehmbaukultur mag diese Wiederverwendung ganz unbewusst geschehen. Indem die Häuser verfallen, verschwindet auch immer mehr Material wieder im Erdreich, welches wieder in einem anderen Haus Verwendung finden kann. Bei uns in Europa bietet sich eine bewusste Wiederaufarbeitung an. Das Einzige, was den in Hauswänden verarbeiteten Lehm fehlt, ist Wasser. Fügt man dieses hinzu, besteht kein Unterschied mehr zu dem Lehm aus den Lehmgruben. Es sei denn, er wurde vorher mit Stroh, Häcksel oder Ähnlichem aufbereitet. Dies gibt dem Lehm jedoch zur Wiederverwendung nur noch einen höheren Wert und auch der Rückgabe in die Natur bietet dies kein Hindernis. Das heißt, neu aufbereitet ist Lehm wieder ein vollwertiger Baustoff oder auch ein in der Natur vollständig eingepasster Rohstoff. Verstärktes Bauen mit Lehm träg zur Recourcenschonung bei, da im Vergleich wenig Holz benötigt wird und der Lehm als Baustoff nicht verbraucht, sondern nur gebraucht wird.

5. Lehmbauarten

5.1 Allgemeines

Lehmbaustoffe sind ungeformte oder geformte Baustoffe aus ungebranntem Lehm mit oder ohne Zuschlägen. Lehmbaustoff ist dadurch gekennzeichnet, dass er durch Austrocknen fest und jederzeit durch Feuchtigkeitsaufnahme wieder weich wird[40]. Für die verschiedenenartig aufbereiteten Lehme gibt es auch unterschiedliche Bauarten. Ich habe drei von Grund auf verschiedene Bauweisen recherchiert. Dabei ist zu erwähnen, dass diese Methoden schon eine lange Tradition haben und sich über die Jahre kaum verändert haben. Es wurden Lehmbau Regeln verfasst, die die Qualiätsanforderungen sichern, die Qualitätsprüfverfahren festlegen, die Verarbeitungsrichtlinien geben, die Schutzmaßnahmen während der Bauphase festlegen und Verfahren für den Oberflächenschutz aufführen[41].

5.2 Stampflehmbau

Der Stampflehmbau ist in allen Erdteilen als traditionelle Wandbauweise bekannt[42].
Mit Hilfe einer Schalung wird Lehm gestampft, so dass bei Abnahme der Schalung eine massive Lehmwand zum Vorschein kommt. Immer eine horizontale Schicht von Handflächenbreite wird aufgeschüttet und verdichtet. Traditionell gibt es Stampfwerkzeuge, doch heute wird in Industrieländern motorisiertes Gerät vorgezogen. Die Schalung besteht aus einem Bretterkasten, wobei die Querverstrebungen noch zusätzlich stabilisiert werden müssen, damit die Schalung beim Stampfen nicht gesprengt wird[43].
Der Lehm wird erdfeucht verwendet und sollte mager sein, um Schwundrisse zu vermeiden, aber auch zu sandiger oder poröser Lehm ist ungeeignet[44]. Auch pflanzliche oder mineralische Beimengungen sind möglich. Pflanzliche Faserstoffe erhöhen den Isolationswert und steinige Lehme verringern die Schwindung bei besonders fetten Lehmen[45].
Die Stampflehmbauweise kann bei tragenden Bauelementen angewendet werden, aber wegen des zu geringen Isolationswertes sollte diese Bauweise in unseren Breiten nicht als einziges Element einer Außenwand dienen.
Eine Stampflehmbauwand zeichnet sich durch eine sehr hohe Festigkeit aus. Häuser, die mit dieser Technik gebaut wurden, halten über Jahrhunderte. Auch eine weitere zum Schutz gedachte Oberflächenbehandlung ist nicht unbedingt notwendig. Im Vergleich mit anderen Methoden ist der Kosten-, Zeit- und Materialaufwand eher groß.

5.4 Leichtlehmbau

Leichtlehm ist eine Mischung aus Lehm und leichten Zuschlagstoffen, die das spezifische Gewicht des Lehms herabsetzen und seine Wärmedämmeigenschaften verbessern. Lehm kann entweder mit Stroh oder Holzhackschnitzeln vermengt werden. Auch Lehmmischungen mit Blähton oder mineralischen Zuschlagstoffen gelten als Leichtlehm. Leichtlehm hat auch wärmespeichernde und schallschützende Eigenschaften und sorgt so für eine ausgeglichene und angenehme Wohnatmosphäre. Beim Leichtlehmbau übernimmt ein Tragskelett immer die tragende Funktion. Das Skelett kann auf verschiedene Arten erbaut werden. Zu beachten ist dabei, dass die Senkrechten das gesamte Gewicht der nächsten Stockwerke und die Dachlast aushalten müssen. Um den Leichtlehm zu einer Wand aufzuschichten gibt es generell zwei Methoden. Entweder wird eine festangebrachte, dauerhafte Verschalung aus Flechtmaterial oder Holzlatten errichtet oder auch ein Schalungssystem, dass nach der Fertigstellung des Mauerabschnittes abgenommen und weiterverwendet wird.
Ist man mit der Ständerkonstruktion fertig, kann der aufbereitete Leichtlehm in die Schale eingebracht und mit einfachem Gerät soweit verdichtet werden, dass die Schale vollständig und hohlraumfrei verfüllt ist. Aber eine möglichst hohe und nicht mehr zu steigernde Komprimierung, wie beim Stampflehmbau, ist nicht angestrebt[46]. Nachdem die Wand durchgetrocknet ist, ist eine zweilagige Verputzung notwendig, um die Wand vor der Witterung zu schützen.

5.3 Lehmsteinbau

Lehmsteinwände werden aus ungebrannten Steinen und Lehmmörtel in üblicher Mauerwerkstechnik errichtet. Grünlinge[47], Lehmsteine und Leichtlehmsteine werden mit geringem Energieaufwand hergestellt und sind für Innenwände hervorragend geeignet. Für Außenwände ist der Lehmsteinbau ungeeignet, da solche Wände neben ihrem eigenen Gewicht kaum zusätzliche Lasten aufnehmen können. Es werden entweder selbst geformte oder industriell hergestellte Steine verwendet. Sie werden dann mit Lehmmörtel gemauert. Bei der Eigenproduktion von Lehmsteinen ist zu beachten, dass der verwendete Lehm mittelfett bis fett sein sollte[48]. Dadurch werden eine möglichst hohe Druckfestigkeit und eine gute Wärmespeicherfähigkeit erlangt. Auch wenn fetter Lehm benutzt wird, sind Schwundrisse bei einem so kleinen Format unwahrscheinlich. Bei Selbstherstellung benutzt man Formrahmen oder auch Handpressen.
Lehmsteinwände verbessern das Wohnraumklima erheblich. Sie können große Mengen Luftfeuchte absorbieren und geben sie zeitversetzt wieder an die trockene Raumluft ab[49]. Außerdem verhindern Lehmwände eine schnelle Erwärmung der Wohnräume im Sommer bzw. am Tage und eine zu rasche Auskühlung im Winter bzw. in der Nacht. Die Tabelle 5.3-1 zeigt den Vergleich der Außen- und Innentemperaturschwankungen eines Lehmhauses und eines Gebäudes aus Beton.

5.3-1: Vergleich der Innen- und Außentemperaturschwankungen in einem Testgebäude mit Lehmgewölbe (links) und einem Testgebäude (rechts) aus Betonfertigteilen[50]

6. Planung und Modellbau eines Dreifamilienhauses aus Lehm

6.1 Allgemeines

Anhand dieser ausführlichen Nachforschungen und vieler Überlegungen habe ich ein zeitgemäßes Lehmhaus entworfen. Ich habe versucht sowohl historische, als auch moderne Komponenten in mein Haus einzuplanen und Bauweisen aus anderen Ländern mit heimischen so zu kombinieren, dass ein harmonisches Ganzes entsteht.
Ich habe versucht mit meinen Plänen der Arbeit eines Architekten zu entsprechen, doch habe ich jegliche statische Berechnung außer Acht gelassen, das heißt jedoch nicht, dass ich unrealistische Entwürfe gefertigt habe.
Das Haus, das ich entworfen habe, ist ein Privathaus, das drei Familien mit Kindern Platz bieten soll. Die verplante Grundstücksgröße beträgt ca. 636 qm. Dabei haben die einzelnen Appartements eine Größe von 186, 176, und 142 qm.

6.2 Grundrisszeichnung

s. Anhang A

6.3 Seitenansicht

Um mein Projekt auch aus der Perspektive einer davor stehenden Person zu verdeutlichen habe ich von allen 4 Seiten ein Aufriss-Schrägbild angefertigt[51]. Dies ermöglicht einen dreidimensionalen realistischen Eindruck und verdeutlicht im Gegensatz zum Grundriss eher die Form und den Charakter des Hauses, als die praktische Nutzung. Die Zeichnungen bieten als Ergänzung zum Modell selbst eine konkrete Vorstellung des Zusammenspiels von Hauswand, Fenstern und Türen. Die Begrünung, die Bemalung und die Türme habe ich jedoch mit Aquarell in die Zeichnung eingefügt, um den Eindruck der Funktion und des ästhetischen Reizes zu vermitteln, ohne die Linien und Formen des Baukörpers verschwinden zu lassen. Die kupfernen Dachüberstände habe ich mit einem Filzstift gemalt. Die einzige Farbe der Bemalung ist Ultramarinblau. Der Grund für die Wahl dieses geringen Farbspektrums ist, dass ich die Wirkung der natürlichen Lehmfarbe erhalten, und nicht durch andere Farben davon ablenken will. Außerdem harmoniert das Blau sehr gut mit der Kupferfarbe, die die Fassaden entscheidend gestaltet. Wenn das Kupfer mit der Zeit Grünspan ansetzt, passt auch diese Farbe zum Haus.
Im Gegensatz zum Modell wird das verwendete Baumaterial weder durch Farbe noch durch die Struktur sichtbar gemacht. Der charakteristische Eindruck, den Lehmbauten hinterlassen, ist in diesen Zeichnungen nicht widergespiegelt.
Die gewählte Perspektive verschafft nicht nur Sicht auf jeweils zwei der Fassaden, sondern auch auf die Dächer. Dies hat bei meinem Projekt eine besondere Bedeutung, da ich für die Dächer vielfältige Benutzungsmöglichkeit vorgesehen habe. Es wird deutlich, dass ich drei Dachterrassen eingeplant habe. Jeweils eine Terrasse gehört zu einem Appartement. Die Terrassen haben eine Größe von 7, 12 und 28 Quadratmetern. Sie sind so gelegen, dass ein Einblick von den anderen Wohnungen schwer oder unmöglich ist. So ist eine größtmögliche Privatsphäre gegeben. Diese Absicht wird durch das Geländer der Dachterrassen noch unterstützt. Zum einen sieht die Zeichnung vor das Geländer an gegebenen Stellen höher zu ziehen und zum anderen sind die Geländer aus massivem Lehm. Ich habe auch eine Verwendung der Materialien Holz oder Metall in Erwägung gezogen, dies aber wieder verworfen, da ich sonst auf Holz als sichtbaren Bestandteil des Baus vollständig verzichtet habe und zuviel Metall als Bauelement das Gleichgewicht des Gesamteindrucks zerstört hätte. Zudem sind die Geländer ein wichtiges Gestaltungselement, da ich durch sie die bisher gerade Form des Baus durchbrochen habe und unregelmäßige Wellen eingefügt habe. Diese wiederholen sich noch in den Überständen (vgl. Kap. 7.1).
Für den an der nord-westlichen Seite befindlichen Turm habe ich verschiedene Turmspizen entworfen. In jeder Seitenansicht habe ich eine andersartige Spitze mit Aquarellfarben angedeutet. Doch lässt sich die tatsächliche Wirkung dieses Bauelements erst im Modell erkennen.

6.4 Modell aus Ton

6.4-1: Minoisches Lehmarchitkturmodell[53]

Der Bau des Modells war sehr zeitaufwendig und hat viel Mühe gekostet. Um dem Aussehen des geplanten Hauses möglichst nahe zu kommen, habe ich das Modell aus Ton gebaut[52]. Ton ist ein Bestandteil des Lehms, da es aber keinen Sand enthält, lässt er sich feiner verarbeiten. Außer einem Beispiel aus der antiken Kultur Kretas hatte noch nie zuvor von einem Modellhaus aus Ton gehört, doch schien mir dies nahe liegend. Das tönerne Hausmodell (s. Abb. 6.4-1) aus der Zeit der Minoer um 1700-1500 v. Chr. diente wahrscheinlich nur zu Zwecken der Veranschaulichung. Das Modell zeigt ein einstöckiges Steinhaus mit zahlreichen architektonischen Details wie z.B. Fenstern, Balkenkonstruktionen und Säulen. Die Modellgröße liegt bei etwa 40x 45x 30 cm.

Der Maßstab meines Modells ist 1:50, daraus ergibt ein Grundriss von etwa 31 mal 41 cm. Dieser Maßstab hat sich als praktisch erwiesen, da das Projekt so noch handlich ist und trotzdem die wesentlichen Dinge des Baus erkennbar sind. Ausgegangen bin ich von dem fertig gestellten Grundriss des Erdgeschosses. Aufgeklebt auf eine Holzunterlage, bietet er eine gute Grundlage um das Haus aufzubauen.
Beim Bau des Modells zeigten sich deutlich die Vorteile und auch die Nachteile von Ton. Bei dem Arbeiten mit feuchtem Ton hat er sich als sehr geeignet erwiesen, da er in jede denkbare Gestalt formbar ist. Ich bin so vorgegangen, dass ich als erstes alle Wände des Erdgeschosses ausgerollt und zurechtgeschnitten habe. Es war dann relativ einfach die Wände zusammenzufügen und anschließend mit Schlicker[54] zu verkleben. Hier ergab sich der Vorteil, dass das Haus, solange es feucht war, immer wieder umgeformt werden konnte. Auch konnte ich eventuelle Konstruktionsfehler einfach korrigieren. Allerdings hatte ich nicht genügend bedacht, welche Probleme das Trocknen des Tons auch in einen so kleinen Maßstab mit sich bringt. Risse und schiefe Mauern waren die Folge. Aber glücklicherweise ist Ton ein sehr geduldiger Baustoff, den man immer wieder aufweichen kann um Verbesserungen vorzunehmen. Nachdem ich diese Prozedur einige Male wiederholt hatte, waren auch die Ecken rechtwinkelig und auch die Schwundrisse hielten sich in Grenzen. Mit der ständigen Nässe meines Modells zeigte sich bald ein weiterer Nachteil. Das Holz der Unterlage war aufgequollen, hatte den Lack über dem Papiergrundriss gesprengt und das Papier schimmeln lassen. Ich entschied mich alles wieder abzubauen und auf einen neuen, sauberen Untergrund zu setzen.
Nun konnte ich endlich den ersten Stock in Angriff nehmen. Damit der Grundriss des Erdgeschosses sichtbar bleibt, entschied ich mich, eine Plexiglasplatte in der Größe des Grundrisses zurecht zu sägen und dort den ersten Stock aufzusetzen. Diese Idee war an sich gut, nur dass ich nicht an die Gebrechlichkeit des Tons im trockenen Zustand gedacht hatte. Die Plexiglasplatte war so dünn, dass sie sich unter dem Gewicht des Tons verbog und großen Schaden anrichtete. Wieder musste ich alles abbauen, eine dickere Platte kaufen, zurechtsägen und wieder alles in die ursprüngliche Position zurückstellen. Beim ersten Stock habe ich um die Übersichtlichkeit zu wahren größtenteils auf die Trennwände innerhalb eines Appartements verzichtet. Als Ersatz habe ich diese auf die Plexiglasplatte aufgemalt.
Der zweite Stock erwies sich nun als bedeutend einfacher zu bauen. Die Grundfläche war erheblich kleiner und auch die Zahl der Trennwände hatte sich reduziert.
Die Dachterrassen habe ich mit einen wellenförmigen Geländer aus Ton versehen.
Nun konnte ich auch damit anfangen die Fenster und Türen zu schneiden. Dazu musste der Ton die richtige Feuchtigkeit haben, da er bricht, wenn er zu trocken ist. Ist er zu matschig, kann man ihn nicht richtig schneiden. Die Fenster habe ich aus optischen Gründen möglichst regelmäßig angeordnet. Es bot sich an, Fenster von 2 cm Breite und Abstände von 1 cm oder auch 2 cm zu konstruieren (1cm = 1/2m). Durch die Schrumpfung des Materials ließen sich diese Maße nicht immer exakt erreichen und auch die Winkel weichen minimal vom rechten Winkel ab, aber der optische Eindruck entspricht im Endeffekt meiner Vorstellung.
Soweit war der Rohbau meines Projektes fertig. Bei der Austrocknung kamen noch zahlreiche Schwundrisse hinzu, doch die Stabilität blieb, soweit ich festgestellt habe, erhalten.
Als weitere Gestaltungselemente habe ich wellenförmige Überstände über den Fenstern angebracht. Wie für die Realität geplant (vgl. Kap. 7.1), habe ich auch im Modellbau Kupfer verwendet. Als einzige Bemalung des Hauses habe ich blaue Farbe bei den Überständen aufgetragen (vgl. Kap. 6.3). Andere ästhetische Gestaltungsmöglichkeiten habe ich am Modell nicht ausgeführt.

7. Ermöglichung von Kunstwerken durch ästhetische Gestaltung beim Bau

7.1 Zweckbau und Kunst

Bei der Planung meines Projektes standen die Zweckmäßigkeit und die künstlerische Gestaltung des Baus in Vordergrund. Es ist mir wichtig, dass ein Haus nicht einfach nur nett anzusehen, sondern auch zweckmäßig bewohnbar ist. Schon bei dem Grundriss habe ich die Zweckmäßigkeit zusammen mit dem künstlerischen Aspekt beachtet. Zwar war meine Absicht, eine Grundfläche aus mehreren Quadraten als Basis zu nehmen, doch habe ich gleichzeitig Überlegungen zur praktischen Nutzung angestellt. So habe ich darauf geachtet, dass die Fenster der verschiedenen Appartements nicht gegenüber liegen und dass jede Wohnung durch die Ausrichtung nach der Himmelsrichtung, vorwiegend nach Süden, aber auch nach Westen und Osten, genügend Sonne bekommt. Auch habe ich die Terrassen so angelegt, dass sie nicht von einer anderen Wohnung einsehbar sind und dass durch den verwinkelten Bau die Lärmbelästigung durch die Nachbarterrassen gedämmt ist. Bei der Innenaufteilung habe ich auf kurze Wege zu Küche und Essplatz und zum Bad und dem Schlafzimmern geachtet.
Es hat sich herausgestellt, dass es vorteilhaft ist, sich zunächst über den praktischen Bezug jedes Elementes des Baus klar zu werden und dann den künstlerischen Aspekt einzubeziehen. Dies ist sinnvoll, da Kunst sehr variabel ist, die Funktion eines Bauelements aber nur im geringen Maße. Das hat sich besonders bei der Suche nach einem geeigneten Schutz für die Lehmwände gezeigt. Wie schon vorher erwähnt brauchen Lehmhäuser in nördlichen Gegenden einen besonderen Schutz. Zu den gebräuchlichen Praktiken, die ich recherchiert habe, gehören Kalkanstriche, der Bau des Hauses auf einem Sockel oder das Untermengen von Kasein in das Baumaterial. Doch sind sich alle Experten darin einig, dass dies zwar hilft, aber doch keinen effektiven oder wenigstens dauerhaften Schutz bietet. Ich stelle mir vor diese Vorgehensweisen auch auf mein Haus anzuwenden, doch möchte ich den Schutz der Wände noch durch Überstände vergrößern. Auch hierfür gibt es schon einige Beispiele in der Architektur. Häufig wurden große Dachüberstände gelassen oder auch Stahlkonstruktionen an der Hauwand angebracht. Ich war also auf der Suche nach einem wetterfesten Material, das die Funktion eines Dachüberstandes erfüllen kann, leicht zu verarbeiten und kostengünstig ist. Meine Wahl fiel auf Kupfer, da Kupfer wetterbeständig und leicht zu verarbeiten ist. Der Preis ist gerechtfertigt, wenn man es als künstlerisches Element des Baus einsetzt. Das Kupferblech kann gebogen werden und sich so jeder Form anpassen. Ich habe mir vorgestellt und es auch am Modell ausgeführt, dass das Kupfer in eine gewellte Form gebracht wird und so auch mit der Form des Terrassengeländers harmoniert. Sowohl die ursprüngliche Farbe als auch die Farbe im verwitterten Zustand passt gut zum Lehm.
Dies ist nur ein Beispiel für künstlerische Gestaltung am Bau. Bei jedem Haus bietet sich eine solche Gestaltung, die aus Zweckkomponenten ein künstlerisches Element macht, an.

7.2 Gestaltungsmöglichkeiten beim Lehmbau

Das Baumaterial und die Planung des Hauses bieten weitreichende Möglichkeiten mein Projekt künstlerisch zu gestalten. Es werden viele Anregungen geboten, während des Baus oder auch nachträglich künstlerische Elemente hinzuzufügen. Im Folgenden habe ich verschiedene Techniken und Anregungen, die ich praktisch nicht ausgeführt habe, theoretisch dargelegt.

7.2.1 Oberflächengestaltung

7.2.1.1 Allgemeines

Die Oberflächengestaltung des Lehms bietet sich sowohl an den Innenwänden als auch an den Außenwänden an. Die Kratztechnik spielt hierbei eine wichtige Rolle. Sgraffito, auch Graffito, (von italienisch sgraffiare: kratzen), wurde ursprünglich für Zeichen und Symbole, die auf Mauern und Felswände eingeritzt wurden, gebraucht. Die Technik des Sgraffito ist besonders seit dem 13. und 14. Jahrhundert verbreitet, so finden sich beispielsweise an den Fassaden von Renaissancepalästen häufig farbenprächtige ornamentale Sgraffitoeffekte[55].
Solange der Lehm noch feucht ist, können mit verschiedenen Geräten wie z.B. einer gezahnten Mörtelkelle, einem Pinsel oder einer Harke verschiedene Muster entstehen. Diese können einfache Wellen oder Linien, aber auch kompliziertere Muster sein. Hier erscheint es wieder sehr nützlich, dass der Lehm sich, solange er im nassen Zustand ist, immer wieder glattstreichen lässt und man von neuem anfangen kann. Bei der Entscheidung, wie und ob die Technik des Sgraffito benutzt wird, spielt die individuelle Vorstellung eine große Rolle. So kann man sich entscheiden Innenräume vollkommen glatt zu lassen und vielleicht später sogar zu tapezieren oder unauffällige Muster mit geringer Tiefe entstehen zu lassen. Auch sind auffällige Muster mit breiteren und tieferen Kratzspuren vorstellbar.

7.2.1.2 Mosaike

Wenn man bei der Gestaltung der Wände Akzente setzen und die Sgraffito Technik noch erweitern will, bieten Mosaike, also die Zusammenstellung von farbigen Fliesen oder Steinen eine perfekte Möglichkeit. In Steinhäusern sind Mosaike eher ungebräuchlich, da sie nur schwer in das Mauerwerk eingearbeitet werden können. An Lehmwänden hingegen ist es einfacher Steine aller Art in die feuchte Wand einzusetzen. Mosaike sind ein schon seit der Antike viel gebrauchtes Mittel um ein Haus künstlerisch zu gestalten und zu verschönern. Man versteht unter Mosaiken häufig ein Wandbild, das mühsam und zeitaufwendig aus vielen Steinchen zusammengesetzt wird. Ich aber möchte darauf hinweisen, dass dies nicht die einzige Möglichkeit ist, die ein Mosaik bietet. Andere mögliche Varianten können aus freien Formen und Mustern bestehen und mehr durch Zufälligkeit als durch Präzision bestechen. Muscheln können die gestalterischen Möglichkeiten noch erweitern. Ich kann mir solche Mosaike sowohl and den Außen- als auch an den Innenwänden vorstellen, einzeln oder ein Muster ergebend; die gestalterischen Möglichkeiten sind auch hier unbegrenzt.

7.2.1.3 Reliefs

Auch Reliefs haben schon eine lange Geschichte in der Baukunst sowohl im asiatischen Raum als auch in der europäischen Antike. Reliefs sind Verzierungen der Wand, die stärker ausgeprägt sind als Kratzmuster, aber auch nicht eine solche räumliche Tiefe wie Skulpturen haben. Ein Relief lässt Figuren oder Ornamente aus der Ebene hervortreten. So vereinigt es die dreidimensionalen Eigenschaften der Plastik mit den linearperspektivischen Gesetzmäßigkeiten und Möglichkeiten der Zeichnung[56]. Das Relief ist eine Bilderkunst, das im Gegensatz zu einem freiplastischen Werk an eine Fläche gebunden ist. Sie eignen sich besonders für Wände, die in den Blickpunkt geraten. Wieder kann in den feuchten Lehm gekerbt werden, aber es können auch Teile angefügt werden um mehr Plastizität zu erreichen. Je nach dem Grad der Erhebung über dem Grund unterscheidet man Hochrelief und Flachrelief.
Die plastische Arbeit an den Wänden mit Lehm ist vergleichbar mit Stuckdekorationen. Stuck ist ein Gemisch aus Sand, Kalk und Wasser und eventuell Leim. Man findet Fassaden mit Stuckarbeiten und auch stuckverzierte Zimmerdecken. Ein wichtiger Unterschied der beiden Materialien ist jedoch, dass sich Lehm nach dem Trocknen wieder viel leichter auflöst und so schneller verwittert als Stuck. Bei einer Außenwand ist diese Problematik zu bedenken. Natürlich kann die Verwitterung durch Schutzmaßnahmen aufgehalten werden.

7.2.1.4 Bemalung des Hauses

Die Bemalung des Hauses ist ein einfaches Mittel, ein Haus kreativ zu gestalten. Es erfordert nur geringes Fachwissen, aber dafür ein großes Maß an Kreativität. Wieso denken so viele ein Haus müsse immer weiß oder grau sein? Mein Projekt fordert gerade dazu auf unregelmäßige und spielerische Muster aufzutragen. Die größten Architekten ersinnen in monatelanger Arbeit einen Prachtbau. Dieses Gebäude mag prägnante und extravagante Formen und Linien besitzen, aber am Ende kommt häufig nur ein großer grauer Klotz heraus, dem man nur bei genauerem Hinsehen seine Feinheiten entnimmt. Doch sollte Kreativität nicht viel offensichtlicher und spontaner sein? Ich glaube, dass eine künstlerische Bemalung, welche die Formen des Baus unterstreicht und erweitert, viel einfacher und zudem auch kostengünstiger und zeitsparender ist als manche moderne Architektur.
Es ist notwendig zu beachten, dass nur diffusionsfähige Farben verwendet werden. Man kann sowohl selbst hergestellte Kaseinfarbe als auch im Baumarkt erhältliche Dispersionsfarbe verwenden.
Zudem ergibt sich beim Lehmbau eine weitere Möglichkeit der farblichen Gestaltung. Da Lehm ein Farbspektrum, das von schwarzblau bis ockerfarben reicht, aufweist, ist eine interessante Bemalung mit den Eigenfarben des Lehms möglich. Je nach Vorkommen sind die Farben des Lehms unterschiedlich, manchmal unterscheitet sich der Lehm auch innerhalb eines Fundortes. Bei dieser Art der Farbgestaltung entgeht man auch dem Problem eine für den Lehmbau geeignete Wandfarbe zu finden, da der aufgetragene Lehm selbst diffusionsfähig ist.

7.3. Grüne Architektur

7.3.1 Allgemeines

Es fällt auf, dass Häuser, die eine großzügige Begrünung aufweisen, häufig wohnlicher und auch schöner wirken. So bezeichnen wir eine nackte Betonwand als hässlich, aber sobald sie mit Efeu oder ähnlichen Kletterpflanzen bewachsen ist, kann sich der Betrachter an ihrem Anblick erfreuen. Natürlich kann eine solche Begrünung auch Nachteile haben. So muss sie gepflegt werden, Laub muss entsorgt werden und auch Schäden am Haus selbst können auftreten. Doch trotzdem empfinde ich eine üppige Begrünung für ein Haus von größter Bedeutung für das Wohnbefinden, da Pflanzen ästhetisch reizvoll sind und dazu im Sommer Schatten spenden können.
Ich habe mich entschlossen eine Begrünung mit Hilfe von Rasenflächen, Pflanzkästen, Kletterpflanzen, Dachrasen und Dachterrassen zu erreichen. Neben dem Naturfarbton des Lehms bietet die Begrünung noch zusätzliche schöne und natürliche Grünfarben.

7.3.2 Dachterrassen und Grasdächer

Dachterrassen sind ein Gestaltungselement im Hausbau, das hier in Deutschland sehr wenig Verwendung findet. Dies liegt zum Teil daran, dass Flachdächer in regenreichen Regionen schwierig abzudichten sind und Satteldächer solche Terrassen nicht zulassen. In südlicheren Ländern hingegen, wo es auch viele Flachdächer gibt, entstehen häufig auch Dachterrassen. Dabei geht es nicht nur darum dem Menschen mehr Platz zu geben sondern auch darum die Natur mehr mit einzubeziehen. Deshalb schlage ich vor Dachflächen einzurichten und großzügig zu begrünen. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass sie 100% abgedichtet und Abflussmöglichkeiten für das Regenwasser vorhanden sind. In vielen Großstädten besteht ein drastischer Mangel an ebenen Freiräumen und Nutzflächen[57]. Doch scheinen dies heutige Architekten noch nicht einzuplanen. So liegen riesige Flächen auf den Hausdächern brach und viel ungenutzte Fläche geht verloren. Dabei bieten Dachterrassen viele Vorteile. Sie sind hochwertige Lebensräume in unmittelbarer Wohnungsnähe und für Verkehrslärm und Abgase, für Fremde und Störenfriede schwerer erreichbar als ein Vorgarten.
In Hinblick auf meinen Versuch flächensparend zu bauen, erweisen sich Dachterrassen auch als gute Möglichkeit Grundstücksfläche zu sparen. Die drei Dachterrassen, die ich in meinem Projekt eingeplant habe, bieten in jeden Fall genug Platz für Tisch und Stühle und eine Bepflanzung. Die Lehmgeländer sind so geplant, dass eine genügende Breite vorhanden ist, um Pflanzkübel oder Ähnliches darauf zu befestigen oder auch in den Lehm zu formen. Weiterhin habe ich auf den Dächern des zweiten Stockes Grasdächer eingeplant. Grasdächer sind eine gute Möglichkeit die Flächen, die bei einem Hausbau entstehen wieder der Natur zurückzugeben. In dem von mir gewählten Baukörper fügen sich Grasdächer perfekt ein. Sie können auf allen Dachflächen, die nicht als Dachterrasse benutzt werden, angelegt werden. Es ist allerdings zu bedenken, dass Grasdächer besonders vieler Arbeit und ständiger Pflege bedürfen. Dies kommt besonders auf nur schwer zu erreichenden Flächen zum tragen. Es gibt jedoch Gärtnereien, die sich auf für Dachflächen geeignete Pflanzen spezialisiert haben.
Eine ausreichende Begrünung der Dächer hat auch baubiologische Vorteile. So erwärmt sich ein nicht begrüntes Flachdach an einem heißen Sommertag bis auf 80 Grad, während sich ein begrüntes Dach nicht über 40 Grad erwärmt[58]. Auch kann die Vegetation Staub und die schadstoffbeladene Stadtluft filtern.

8. Hundertwasser

8.1 Architekturphilosophie

Friedensreich Hundertwasser hat mit seinen zum Teil sehr radikalen und der modernen Architekturphilosophie entgegenlaufenden Theorien wieder Werte in den Vordergrund geschoben, die lange vernachlässigt wurden. Wie er mehrfach äußert, steht für ihn als Künstler die Menschenwürde und die Harmonie mit der Natur an erster Stelle[59]. Die Kunst, die durch diese Ideale entsteht, ist einzigartig und hat einen Reiz, der gerade in der heutigen Zeit auf fruchtbaren Boden fällt.
So ist Hundertwasser heute international berühmt. Er erarbeitete sich Ansehen durch seine Zeichnungen und später durch Werke, die heute als auflagenstarke Plakate weit verbreitet sind. In seinen Arbeiten sind häufig die Gesetze einer Logik außer Kraft gesetzt. Landschaften und Häuser in allen möglichen Farben stehen auf dem Kopf und kaum einmal entdeckt man in seinen Bildern eine gerade Linie, der man folgen kann. Viele dieser stilistischen Mittel, die man in seinen Bildern vorfindet, entdeckt man auch in seiner Architektur, der er sich später zuwandte. Nun manifestierte sich durch seine Projekte, die versuchen, die Bedürfnisse von Mensch und Natur in Einklang zu bringen, auch seine Philosophie, die er vorher so deutlich nur in seinen Reden ausdrücken konnte. Dies sind die „ ... Vorstellungen über die Vereinbarkeit von architektonischer Funktionalität mit besseren Lebensverhältnissen und Umweltgesichtspunkten.”[60]
Hundertwasser plante und realisierte zahlreiche Bauprojekte, wobei er als Häuserbauer und „Architekturdoktor” wirkte. Vorangehend waren jeweils Zeichnungen und Modelle der Architekturprojekte. Seine Zeichnungen unterscheiden sich drastisch von den exakten Skizzen anderer Architekten. Auch zeigen sich Veränderungen zwischen dem Geplanten und der letztendlichen Ausführung. Der Bauablauf erfolgt nicht nach einem erstarrten Modell, sondern als ein für Änderungen und Verbesserungen offener Prozess[61]. In diesem Umgang zeigt sich Architektur als etwas Lebendiges, das sich verändert und sich den Verhältnissen anpassen kann. Ein Ausdruck dieser Lebendigkeit ist die enge Verbundenheit seiner Architektur mit Bäumen und Pflanzen. Eine großflächige Begrünung fehlt in keiner seiner Bauprojekte; Sie zeigt „...dass das Wohlergehen und die Würde des Menschen im Themenkreis seines künstlerischen Schaffens einen zentralen Stellenwert einnehmen.”[62]

8.2 Beispielprojekt

8.2-1: Architekturmodell der Kindertagesstätte in Heddernheim 1987/88[63]

Wie bereits erwähnt, habe ich mich bei der Konstruktion, Gestaltung, dem Modellbau und der Hausbemalung von Hundertswassers Architekturprojekten inspirieren lassen. Ich habe mehrere seiner verwirklichten Projekte eingehend studiert. Dabei hat mir ein Projekt besonders zugesagt. Die Kindertagesstätte in Heddernheim scheint mir ein beispielhaft gelungenes Projekt zu sein. Gestalterisch ist es sehr anspruchsvoll, und auch die Ideen hinter dem Projekt gefallen mir sehr. Wie in vielen seiner Projekte hat Hundertwasser die Dächer fast hundertprozentig genutzt. Sie sind begrünt und vollständig begehbar. Im Grundriss lassen sich kaum rechte Winkel entdecken, wobei das die Funktionalität, die ich von meinem Projekt verlange, einschränkt. Im Ganzen sind sämtliche Linien des Bauwerkes sehr spielerisch. Dies gibt dem Haus einen sehr freundlichen Charakter. Zu den bestimmenden Bauelementen gehören zwei Türme. Auch Säulen gehören zu den charakteristischen Bauelementen. Die Bemalung konzentriert sich die Umrahmungen der Fenster. Jedes Fenster ist individuell anders gestaltet. Neben normalen Fensterformen gibt es auch runde und große Glasfenster.

9. Vergleich meines Projektes mit

9.1 Historischen Bauten

Schon die Bauweise meines Projektes zeigt, dass es an historische Bauten anknüpft. Lehm an sich hat schon etwas Ursprüngliches und Natürliches. Zusätzlich habe ich die Schachtelbauweise aus dem Jemen als Grundstruktur gewählt. Auch wenn ich einige Komponenten hinzugefügt und andere weggelassen habe, entsteht doch der Eindruck und die Ausstrahlung eines solchen Hauses. Doch bei der Bemalung, die ich favorisiere und auch an meinem Modellhaus angebracht habe, habe ich mich nicht an historische Vorbilder gehalten. Auch verbinde ich in meinem Projekt den alten Baustoff mit neuen Baumaterialien. Am deutlichsten zeigt sich dieses bei den Überständen, die aus Kupfer sind. Allerdings ist zu erwähnen, dass die Bauweise sich über die Jahrhunderte wenig verändert hat und dadurch die Tradition historischer Bauten in meinem Haus weiterlebt.

9.2 Heutigen Lehmhäusern

Beim Vergleich mit anderen Lehmhäusern, die in jüngster Zeit in Deutschland und Umgebung entstanden sind, lassen sich mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten feststellen. Dies mag an der Tatsache liegen, dass hinter meinem Projekt eine grundsätzlich andere Idee als hinter vielen anderen modernen Lehmhäusern steht. Heute greifen viele zu Lehm als Baumaterial, da die Bauherren ein energiepolitisch verantwortungsvolles und naturschonendes Haus haben wollen. Diese Tatsache steht bei meinem Projekt im Hintergrund. Im Vordergrund steht jedoch, dass mein Projekt zusammen mit der Natur ästhetisch wirkt und dennoch ein nach funktionellen Gesichtspunkten geplantes Haus ist. Gemeinsamkeiten mit heutigen Lehmbauten ist die Kombination von alten und neuen Baustoffen. Doch ein gewaltiger Unterschied ist, dass man bei vielen heutigen Lehmhäusern nicht erkennt, dass es sich um ein Lehmhaus handelt.
Es wird heutzutage lediglich darauf geachtet, dass die baubiologischen Vorteile von Lehm beim Bau mit eingeplant werden, nicht aber dass das Baumaterial selbst bei der Gestaltung des Hauses eine Rolle spielt. Ich hingegen möchte die Wirkung eines Lehmhauses mitsamt allen gestalterischen Möglichkeiten herausarbeiten, so dass man das Haus sofort als ein Lehmhaus erkennen kann.

9.3 Hundertwassers Werk

Von allen Vorbildern, die ich herangezogen habe, ist das Werk Hundertwassers wahrscheinlich am deutlichsten in meinem Projekt erkennbar. Besonders bei der Betrachtung des Modells lassen sich Parallelen feststellen. Aber auch die Theorie, die hinter meinem Projekt steht, wurde von Hundertwasser beeinflusst. In beiden Fällen war es keinesfalls meine Absicht Hundertwasser zu kopieren oder gleichzukommen. Es ergibt sich bei derartigen Projekten, dass ähnliches schon vorher da war und vergleichbare Ideen schon mal gedacht wurden. Mein Entwurf enthält Elemente, die auch in Hundertwassers Werk vertreten sind. An die Idee ein Haus aus Lehm zu bauen schließen sich die Vorstellungen einer grünen Architektur und einer ästhetischen Gestaltung an. Besonders bei der Begrünung meines Hauses ist Hundertwasser mir ein großes Vorbild gewesen. Grassdächer und eine Bepflanzung der restlichen Dachflächen spielen sowohl in seiner Architektur als auch in meinem Projekt eine große Rolle. Auch die Ausführung dieser Begrünung im Modell ist ähnlich. Hundertwasser verzichtete häufig darauf künstlichen Rasen und Pflanzenimitate im Modell einzusetzen, sondern er erreichte durch den Einsatz getrockneter Blumen und Pflanzenteile einen viel authentischeren Eindruck. Auch ich habe die Rasenfläche der Gärten mit Moos gestaltet und Bäume und Blumen mit getrockneten Pflanzenteilen dargestellt. Dies verleiht meinem Modell denen von Hundertwasser eine gewisse Ähnlichkeit.
Hundertwasser merkte einmal an, dass die gerade Linie „gottlos und unmoralisch”[64] sei. So hat er viele seiner Projekte mit möglichst wenigen rechten Winkeln und mit vielen geschwungenen Linien geplant. Mein Projekt hingegen beruht auf der geraden geometrischen Form, beeinflusst vom Funktionalismus der Bauhaus Architekten. Die Nutzung des Hauses ist dabei maßgebend für die Gestaltung. Bei den Fenstern führt jede Abweichung von der Norm zu einer Explosion der Kosten. Als Kontrast habe ich runde, gewellte Formen in Geländern und Überständen verwendet. Ich vertrete nicht den radikalen Standpunkt, die gerade Linie sei unmoralisch, doch sehe ich einen Reiz die gerade, rechtwinklige Wand durch ungerade Linien zu unterbrechen.
Andere Bauelemente, die man häufig in Hundertwassers Werk vorfindet, sind Türme. Mit Vorliebe gestaltet er Gebäude mit Zwiebeltürmen. Auch ich habe Türme für mein Projekt geplant. Der Turm an der Südostseite dient der ästhetischen Aufwertung des Hauses. Er soll die eher gerade Fassade dieses Teils des Hauses erweitern. Dabei habe ich mich nicht auf einen Turm festgelegt, sondern verschiedene Ausführungen vorgeschlagen, darunter einen Zwiebelturm wie Hundertwasser ihn in seiner Architektur verwendet. Außerdem habe ich einen Pyramiden-, einen Schnecken- und einen Kugelturm vorgeschlagen.
Auch die Fassadenbemalung kann ich mir gut im Hundertwasserstil vorstelle. Eine individuell kreativ gestaltete Fassade macht ein Haus zu einem Kunstobjekt, wie ein jedes Projekt von Hundertwasser es ist. In meinem Modell habe ich eine farbintensive spontane, aber dennoch zurückhaltende Bemalung gewählt. So sind die Ideen Hundertwassers mehr in dem theoretischen Teil der Fassadengestaltung als im Modell selbst vertreten.
In Hundertwassers Texten sehe ich viele meiner Gedanken ausgedrückt. Es ist allerdings zu bemerken, dass Hundertwasser nie den Lehmbau selbst in den Mittelpunkt gerückt hat. Viele seiner Projekte vertreten die ökologische und grüne Architektur, doch hat er diese nie mit Lehm als Baumaterial geplant.

10. Verwirklichung

Nach der Recherche von umfassenden Maßnahmen gegen die Verwitterung des Lehmhauses kann dieses Haus auch in nördlichen Teilen Deutschlands erbaut werden. Allerdings ist zu beachten, dass das Haus nicht in unmittelbaren Überschwemmungsgebieten erbaut wird. Wenn doch die Gefahr einer Überschwemmung besteht, sollte überlegt werden, ob eine wasserbeständige Plattform unter dem gesamten Haus nötig ist. Um die Transportkosten gering zu halten, sollte ein Standort ausgewählt werden, der schon vorhandene und geeignete Lehmressourcen bietet, oder wo der Anfahrweg möglichst kurz ist. Ich kann mir dieses Projekt sowohl in einem Vorort einer Stadt, als auch auf dem Land vorstellen. Da ich das Haus so geplant habe, dass möglichst viele Menschen angenehm auf einer kleineren Grundfläche leben können, ist es besonders für die Verwirklichung im Vorstadtgebiet geeignet.
Der Bau eines Lehmhauses erfordert im Gegensatz zu Stein- oder Holzhäusern ein Fachwissen, das leicht zugänglich ist und sich durch die Erfahrung im Bau erweitern lässt. So bietet die Realisierung eines Lehmhauses die Möglichkeit, dass der Bauherr sich selbst maßgeblich am Bau beteiligt. Dies ermöglicht eine erhebliche Kostensenkung. Es ist allerdings anzumerken, dass Experten für Bau eines solchen Hauses Beratung und Anweisung von Fachkräften dringend empfehlen. Eine weitere Einschränkung der Kosten für den Lehm und dessen Aufbereitung lässt sich durch gute Planung und die Entscheidung über den Standort erreichen. Es ist in jedem Fall zeitaufwendig und erfordert viel Mühe. Die Bauzeit sollte so ausgewählt werden, dass man gleich nach dem letzten Frost mit dem Bau anfängt, damit das Haus spätestens mit Beginn des nächsten Winters fertig ist.

11. Abschließende Betrachtung

In meiner Arbeit habe ich gezeigt, dass es möglich ist ökologisches Bauen mit ästhetischer Gestaltung zu verbinden.
Es ist nicht meine Absicht ein geschlossenes künstlerisches Konzept vorzustellen, sondern es geht mir darum, die Vielfalt der Möglichkeiten bei der Gestaltung mit Lehm aufzuzeigen. Es ist anknüpfen an die weit zurückreichende Tradition Gebrauchsgegenstände künstlerisch zu gestalten. Damit rücke ich die Gestaltung bewusst in den Bereich des Kunsthandwerks. Das eigentliche Kunstwerk ist hier das Konzept, ein Werk nicht durch Berufskünstler, sondern durch die späteren Nutzer entstehen zu lassen. Da das Material den künstlerischen Ausdruck bestimmt, wird das Ergebnis immer einem ästhetischen Anspruch genügen.
Es wäre interessant zu sehen, ob es gelingt Bauen mit Lehm aus der Nische der Modellprojekte herauszuholen und ins Zentrum innovativer Bauprozesse zu rücken. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das Bauen mit Lehm sowohl vom Wohnklima als auch von der Gestaltung des Stadtbildes vorteilhaft ist. Es ist anzustreben Lehmbau zu einem relevanten Faktor der Bauwirtschaft zu entwickeln. Doch sind wir heute noch weit von diesem Ziel entfernt. Momentan werden in Deutschland erst wenige Häuser aus Lehm gebaut, aber ein Trend zum Lehmhaus ist abzusehen. Drei Probleme, die der Lehm gegenüber dem Ziegel-, Beton- oder Stahlbau hat, sind seine geringere statische Belastbarkeit, das schlechte Image und die längere Bauzeit. Der statische Nachteil von Lehmbauten ist gerade bei Häusern mit geringer Geschosszahl klein. Auch kann man das Image von Lehmbauten als arme Leute und Nachkriegszeit Baumaterial durch Aufklärung verbessern. Mein Projekt soll ein Schritt in diese Richtung sein.

Literaturverzeichnis

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Wines 2000 WINES, James: Grüne Architektur. Köln 2000

Anhang

A. Grundrisszeichnung

Erster Stock

Zweiter Stock

Dritter Stock

Südliche Ausrichtung
Maßstab: 1: 87

B. Seitenansicht des Hauses

Maßstab: 1: 100

Südansicht

Ostansicht

Nordansicht

Westansicht

C. Fotos des Modellhauses aus Lehm

Seitenansicht

Nordansicht

Ostansicht

Westansicht

Südansicht

Vogelperspektive

Gesamtansicht

Detailbilder

Turmspitzen

[1] Dethier (1982).
[2] Quelle: Helfritz (1936), nach S. 16.
[3] Helfritz (1936), S. 47.
[4] Minke (1999), S. 13.
[5] Quelle: Helfritz (1936), nach S. 72.
[6] Quelle: Helfritz (1936), nach S. 48.
[7] Helfritz (1936),S. 48f.
[8] Lander (1980), S. 6.
[9] Lander (1980), S. 4.
[10]Lander (1980), S. 106.
[11] Lander (1980), S. 110f.
[12] Minke (1999), S. 13f.
[13] Striedter 1982.
[14] Dehn (1975), S. 88.
[15] Minke (1999), S. 15.
[16] Striedter (1982).
[17] Minke (1999), S. 16.
[18] Dachverband Lehm e.V. (1998), S. 13.
[19] Bildquelle: http://www.ingrids-welt.de/reise/aus/htm/fauterm.htm
[20] Grizmek (2000), S. 136f.
[21] Grizmek (2000), S. 141.
[22] Grizmek (2000), S. 141f.
[23] Cerutti 1998.
[24] Bildquelle: Grizmek (2000), S. 488.
[25] Grizmek (2000),S. 488.
[26] Pfeifer (2002).
[27] Grizmek (2000), S. 488.
[28] Minke (1999), S.27.
[29] Schluff ist sehr feiner Sand.
[30] Kirchbauhof gGmbH.
[31] Kirchbauhof gGmbH.
[32] Dachverband Lehm e.V. (1998), S. 3.
[33] Minke (1999), S. 27.
[34] Minke (1999), S. 30.
[35] Minke (1999), S. 18.
[36] Minke (1999), S. 74.
[37] Minke (1999), S. 289.
[38] URL: http://www.ziegel.de/Normen/050001010100000A%20LTB%20-%20GesamtÜbersicht/050001010100000A0E9.htm
[39] Minke (1999), S. 19.
[40] Dachverband Lehm e.V. (1998), S. 17.
[41] URL: http://www.iglehm.ch/download/SIALehmbauregeln.pdf
[42] Minke (1999), S. 96.
[43] Huber (1997), S. 11f.
[44] Dachverband Lehm e.V. (1998), S. 21.
[45] Knieriemen (1996), S. 79.
[46] Breidenbach (2000b), S. 1.
[47] Grünlinge sind die ungebrannten Ziegel einer Ziegelei.
[48] Huber (1997), S. 11.
[49] Breidenbach (2000a), S. 1.
[50] Minke (1999), S. 57
[51] s. Anhang B
[52] für Bilder s. Anhang C
[53] Antonis Vasilakis: Das Archäologische Museum Iraklion, Athen
[54] Schlicker ist in Wasser eingeweichter Ton, der die Funktion des Mörtels übernimmt.
[55] Encarta 2002: Sgraffito
[56] Encarta 2002
[57] Hundertwasser (1996), S. 156.
[58] Hundertwasser (1996), S. 156.
[59] z.B. Hundertwassers Kommentar seines Projektes Frankfurt-Heddernheim, Rand (1993), S. 38f.
[60] Rand (1993), S. 24f.
[61] Mathey (1985), S. 89.
[62] Rand (1993), S. 24.
[63] Quelle: Hundertwasser (1996), S. 226.
[64] Hundertwasser (1996), S. 48.